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Zertifizierungssiegel

Im Gespräch mit unseren Kundinnen erfahren wir oft, wie schwierig es sein kann, sich in der Vielfalt an Zertifizierungssiegeln zu orientieren und zu verstehen, was genau sie garantieren. Transparenz? Ökologische Vertretbarkeit? Menschenwürdige Arbeitsstandards?
Wir möchten Sie ermutigen aufmerksam zu sein. Sich selbst und Ihrem Gespür zu vertrauen. Handelt es sich bei Ihrem Gegenüber um Qualitätsgeber? Um Fachleute, die selektieren und den Anspruch auf einen vertrauensvollen Umgang mit ihren KundInnen haben? Machen Sie es wie beim Kauf von Bio-Eiern. Wenn der Bauer Ihnen samstags am Marktstand mit strahlenden Augen von seinen glücklichen Hühnern, dem großzügigen Auslauf und dem guten Futter erzählt, schenken Sie ihm bestimmt genauso viel – wenn nicht mehr – Vertrauen, wie dem Verpackungsaufdruck im Supermarkt-Kühlregal.

Keines der gängigen Siegel für Textilien ist perfekt. Dennoch möchten wir Ihnen hier einen Überblick über die Bedeutung der acht wichtigsten Kennzeichnungen geben.

Öko-Tex Standard 100. In Deutschland gibt es kaum Textilien ohne Öko-Tex 100-Zertifikat. Dieses Siegel bestätigt ausschließlich die Schadstoffarmut des gekauften Produktes. Über die Herstellungsbedingungen und die Produktion der Rohstoffe wird keine Aussage gemacht. Je nach Einsatzzweck des konkreten Produktes variieren die im Standard gerade noch erlaubten Rückstände bestimmter bedenklicher Stoffe. Je enger der Hautkontakt ist, desto niedriger sind die Grenzwerte; einige Stoffe dürfen gar nicht verwendet werden bzw. nicht nachweisbar sein.

Beim Öko-Tex Standard 1000 wird dagegen die Fabrikationsstätte als umweltfreundlich zertifiziert. Auch gewisse arbeitsrechtliche Mindeststandards müssen erfüllt werden. Zusätzlich muss gelten, dass mindestens 30% der produzierten Produkte nach Öko-Tex Standard 100 geprüft werden.

bluesign. Das bluesign-Siegel des Schweizer Unternehmens bluesign technologies AG bezieht sich auf die gesamte Produktionskette, vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt. Dabei orientiert sich der bluesign-Standard an verschiedenen Kategorien wie Konsumenten- und Arbeitssicherheit, Gewässerschutz, Ressourcenproduktivität und Luftemissionsschutz. Das bluesign findet man derzeit vor allem bei Outdoor-Produkten und Baby- und Kinderkleidung.

Fairtrade Certified Cotton. Dieses Siegel ist ein reines Sozial-Zertifikat. Es schützt in erster Linie die Baumwollproduzenten und ihre Familien. Aber auch weiterverarbeitende Betriebe wie Spinnereien oder Webereien werden auf die Einhaltung sozialer Standards überprüft. Es lässt keine Rückschlüsse auf den Anbau von und Handel mit Biobaumwolle ziehen. Tatsächlich stammen nur rund 20% der fairen Baumwolle auch von biologischen Äckern.

IVN – BEST-Siegel. Der BEST Standard liegt weit über der Gesetzgebung der europäischen Union. Er ist derzeit der Standard mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie. BEST bildet die gesamte textile Produktionskette ab, sowohl in ökologischer als auch in sozialverantwortlicher Hinsicht. Die Richtlinien schreiben vor, dass Stoffe zu 100% aus Naturfasern bestehen müssen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. Synthetische Fasern, wie z. B. Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur zu höchstens 5% bei Zutaten oder in Ausnahmefällen bei elastischen Stoffen eingesetzt werden. Bei der Verarbeitung der Kleidung dürfen grundsätzlich keine Substanzen eingesetzt werden, die unter der Richtlinie 67/548/ der EU gelistet sind. Diese Liste führt eine große Zahl einzelner Gefahrstoffe, die krebserzeugend, Erbgut schädigend, Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigend wirken oder Kinder bereits im Mutterleib schädigen können.

kbA. Es gibt kein einheitliches Siegel, welches Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) bestätigt. Die Abkürzung kbA sagt aus, dass die verwendete Baumwolle ohne Pestizide, Mineraldünger oder schädliche Chemikalien angebaut wurde. Über weitere Verarbeitung, Ausrichtung, Färbung, Arbeitsbedingungen etc. gibt kbA keinerlei Auskunft.

Blauer Engel. Ein Umweltzeichen, das hauptsächlich den Umweltschutz betrifft. Mit diesem Siegel gekennzeichnete Produkte sind umweltfreundlicher als andere Produkte der jeweiligen Produktgruppe. Sie stellen das „geringste Übel“ in puncto Umweltbelastung dar.

Fair Wear Foundation. Die Fair Wear Foundation (FWF) engagiert sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie und beschränkt sich dabei auf die Nähprozesse. Unternehmen können gegen einen Jahresbeitrag Mitglied in der FWF werden und verpflichten sich zu Sozialstandards in der eigenen Lieferkette und existenzsichernden Löhnen. Allerdings ist die FWF eine sogenannte Lerninitiative. Das bedeutet, dass eine Mitgliedschaft nicht garantiert, dass in der Lieferkette der Mitglieder alle geforderten Sozialstandards umgesetzt sind. Vielmehr versucht die FWF langfristig sicher zu stellen, dass das jeweilige Unternehmen die Sozialstandards in der Lieferkette verbessert.

Global Organic Textile Standard (GOTS). Das GOTS-Siegel berücksichtigt neben dem ökologischen Anbau auch alle weiteren Produktionsschritte. Das zertifizierte Textil muss aus mindestens 90% Naturfasern bestehen. Sportbekleidung ist ausgenommen, hier dürfen bis zu 25% synthetische Fasern eingesetzt werden. Insgesamt sind 70% der Fasern aus Bio-Anbau ein festgelegtes Minimum. Zudem ist geregelt, wie die Fasern weiterverarbeitet werden dürfen. Das gewährleistet, dass eine mögliche Schadstoffbelastung im Endprodukt so gering wie möglich ist. Auch soziale Mindeststandards, die regelmäßig überprüft werden, sind Teil des GOTS.


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