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Channel: Gespräche
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Unser Körpergefühl im Wohnraum Kleidung 3

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Du bist keine typische Modedesignerin. Wo würdest du dich einordnen?
 Im Bereich Modedesign, Produktdesign oder im Handwerk
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Meine Arbeits- und Denkweise umfasst alle drei Bereiche. Modedesign ist spannend im dialogischen Sinn. Immer dort, wo Mode durch Dekonstruktion mit Sehgewohnheiten bricht, Klischees karikiert oder unterschiedliche Kulturen und Zeiten verbindet. 
Ich beobachte Menschen in diesem Spannungsfeld und setze mich damit auseinander, was uns innerhalb eines konkreten Zeitraumes in unseren Anschauungen verbindet oder trennt. Daraus ergibt sich für mich ein aktuelles, gemeinschaftliches Lebensgefühl. Dort knüpfe ich mit meinen Entwürfen an.

Was mich mit Produktdesign verbindet, ist die vertiefende Arbeitsweise, die Gebrauchsorientierung, die Treue zum entwickelbaren Profil und das Streben nach Universalität.

muster

Positiv erlebe ich Handwerk in der Aufmerksamkeit und Achtung im Umgang mit dem Menschen und den Materialien - was aufgrund der Langsamkeit des Prozesses noch möglich ist. Als schwierig empfinde ich es, wenn im Handwerk dogmatisch an Arbeitsweisen und Regeln festgehalten wird, die aus heutiger Sicht ihre Sinnfrage verloren haben. Aus meiner Sicht ist es wichtig, handwerkliche Techniken zu bewahren und gleichzeitig offen zu sein für industrielle Fertigungsmethoden – nämlich immer dort, wo sie zu adäquaten Ergebnisse führen, uns entlasten und somit ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen. Gern erzähle ich in diesem Zusammenhang zum Beispiel, dass die meisten industriellen Knopflöcher aus einem 120er Garn gefertigt werden. Das ist ein Garn, welches in seiner Funktion für Schließnähte, also einfache Steppnähte, eingesetzt wird und deutlich preiswerter ist als stärkere Garne. Die Knopflöcher sind nicht nur unschön anzusehen, sie sind auch nicht von langer Lebensdauer. Für ein wunderschönes und gleichzeitig lange haltbares Augenknopfloch setzen wir 80er Garn ein und verstärken die Kanten, indem wir getreu dem Handwerk einen zusätzlichen Faden, die sogenannte Gimpe, aus einem Garn in einer 30er Stärke mitführen. Ein handgestochenes Knopfloch benötigt jedoch durchschnittlich so viel Zeit (zirka 20 Minuten pro Knopfloch) wie in der Industrie ein komplett gefertigtes Modell. Deshalb unterstützt uns hier unser Dürrkopp-Knopflochautomat. Auf diese Art erreichen wir die Qualität eines handwerklich gefertigten Knopflochs in für uns kalkulierbaren Zeitrelationen. Die Summe solcher Details an einem Modell macht den Wert der Kleidung aus, die unsere Kundin erhält.  

Kategorie | Gespräche


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